Jagdfibel

Kleine Fibel für Schleppjagdreiter, Anfänger und Altgediente

 


 

Brauchen wir noch Brauchtum?

 

„Wir wollen mit Hunden reiten und fröhlich sein – was kümmert uns der Muff von tausend Jahren?" So sagen die Reiter, die, des Turnierreitens müde, zum Jagdreiten kommen. Brauchen wir also Brauchtum?
Schauen wir uns die Kleidung an: Der rote Rock – er erfreut das Auge des Zuschauers und hebt das Selbstwertgefühl des Trägers. Das Plastron – ursprünglich gedacht, um verletzte Reiter oder Pferde notfalls damit zu verbinden, lässt manchen Jagdreiter angesichts des umständlichen Bindens verzweifeln. Aber es ist unverzichtbar, denn an kalten Jagdtagen wärmt es den Hals und ist kleidsamer als eine Krawatte. 
Es ist Brauch, dass die Reiter die Kappe ziehen, um die Hunde zu grüßen, wenn die Meute mit der Equipage beim Stelldichein erscheint. 
Die alten Traditionen und Regeln sind selbst erfahrenen Jagdreitern nicht grundsätzlich geläufig. Doch eines muss man wissen: Brauchtum in der Jagdreiterei ist in Jahrhunderten gewachsene Kultur! Und deshalb ist es unverzichtbar.

 


 

Was sagt der Brauch zum Dress?

 

Ein roter Jagdrock wird, soll er stilgerecht sein, lang getragen. Er endet etwa eine handbreit über den Knien. Die Berechtigung zum Tragen eines solchen Rocks erwirbt man sich durch die aktive Teilnahme an mindestens 10 Jagden hinter einer Meute. 
Nach dem 3. November, dem Tag des Heiligen Hubertus, wird nicht mehr in Rot geritten. Man trägt Braun, Schwarz oder kariert. Amazonen reiten grundsätzlich nicht in Rot. Sie haben die Wahl zwischen Blau, Grün, Braun und Schwarz. 
Nach der Jagd wechseln Damen und Herren die Reitjacke gegen eine karierte oder Unifarbene, wobei die Damen dazu einen jagdgerechten Hut tragen.
An weiterer Kleidung schreibt der Brauch vor: schwarze Stiefel, Herren mit braunen Stulpen, weiße oder gelbe Hosen, Plastron, weiße Handschuhe. Plastron und Hemd wird je nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Meute unterschiedlich getragen.
Der Warendorfer trägt zum blauen Hemd ein blaues Plastron, das gebunden und mit einer Plastronnadel befestigt wird. Die sturzfeste Kappe oder Melone (Letztere nicht zum roten Rock), kurze Reitgerte und Sporen vervollständigen den korrekten Anzug. Zum Stelldichein erscheint der Jagdreiter in kompletter Jagdkleidung, beim Abschlussessen trägt man keine Sporen.

 


 

Curée und Meuteruf

 

Der Bruch sollte vom Laub der Bäume sein, die am Halali-Platz wachsen. Ab dem Hubertus-Tag wird der Bruch von Fichten genommen. 
Der Reiter steckt sich den Bruch ans Revers. Da der Bruch oft von den Pferden geschnappt wird, sollte er immer ohne Plastikband, Schleifen, Draht oder Ähnliches sein, um das Pferd nicht zu gefährden.
Bei der Warendorfer Meute stellt sich die Jagdgesellschaft im Halbkreis auf, um zu Pferde dem Curée zuzuschauen. Das Curée ist ein Rinderpansen, den die Hunde zur Belohnung als ihren Anteil für das sinnbildlich erlegte Wild bekommen. Das nennt man: „Die Hunde werden genossen gemacht." Mit den Worten „als Dank an unsere Hunde" gibt der Master den Hunden das Curée frei. Die zu dieser Zeremonie geblasenen Jagdsignale tragen denselben Namen.
Nach Aufforderung durch den Master wird abgesessen und jeder Reiter erhält den Bruch aus der Hand des Jagdherrn oder der Jagdherrin.
Wenn es von der Jagdherrschaft vorgesehen ist, bekommt jeder Teilnehmer außerdem aus der Hand des Masters den Meuteknopf. 
Häufig erfolgt eine kurze Dankesrede mit anschließender Einladung zum gemeinsamen Jagdessen, bei dem man den Bruch nicht vergessen sollte. 
Eine Rede endet bei den Warendorfern mit dem Meuteruf „Auf die Hunde, auf die Pferde, auf die edle Jagdreiterei: Ein dreifach kräftiges Ho-Rüd-Ho!" 
Merke: Keinesfalls verlassen die Reiter und ihre Pferde den Curéeplatz vor den Hunden! 

 


 

Die Jagdregeln

 

Seit 1971 gelten die Jagdregeln für alle deutschen Meuten und für alle Teilnehmer.

 

Beim Warten werden Pferde so gestellt, dass sie immer mit dem Kopf zu den Hunden stehen. 
Für Teilnehmer an Schleppjagden ist der Abschluss einer Tier-Haftpflichtversicherung Pflicht. 
Schlagende und beißende Pferde gehören nicht in ein Jagdfeld. Pferde mit solchen Unarten sind mit einer roten Schleife im Schweif zu kennzeichnen. Dessen Reiter reiht sich bitte an das Ende des Jagdfeldes ein. Puller sollten einer Jagd fernbleiben. 
Während der einzelnen Schleppen, auch Line oder Run genannt, reitet man in höchster Konzentration möglichst auf „Strich und Lücke" und beobachtet das Jagdfeld, um niemanden zu behindern. Auch beim Springen ist flüssiges Vorwärtsreiten angesagt. 
Stört oder behindert man andere Reiter, so entschuldigt man sich bei nächster Gelegenheit oder beim Halali. Nach der letzten Schleppe ziehen die Reiter ihren rechten Handschuh aus und rufen „Halali – Halali". Anschließend reicht man seinen Mitreitern die Hand. 
Auf einer Schleppjagd über freie Flächen haben nur Reiter etwas zu suchen, die dort neben einem Nachbarpferd, also Bügel an Bügel ruhig galoppieren können. Zum Üben gibt es Jagdreiter-Lehrgänge oder Ausritte in der Gruppe. 
Bei einer Meutejagd bestimmt nur der Master, was richtig ist. Niemand, weder Jagdherr noch Sponsor, hat ihm etwas vorzuschreiben. 
Viele Veranstalter führen ein Jagdbuch, in das man sich einträgt und den „Cap" entrichtet. Für Jugendliche ist das Jagdgeld ermäßigt. Der Teilnehmer begrüßt den Jagdherrn und dankt ihm üblicherweise für die Einladung.

 


 

Dieser kleine Leitfaden wurde erstellt von der PR-Abteilung i.e. Herr Eugen Lesener